Rap-Song „Gegen Gewalt im Netz“ der BFD

Jan. 2025

Ein Inter­view mit Ben Bohnert

Unter der Lei­tung von Rap­per und Schul­so­zi­al­ar­bei­ter Ben Boh­nert haben 8 Schü­le­rin­nen der BFD (Dori­na, Eve­lin, Lino, Maria, Mari­ia, Melis­sa, Ole­sia, Vik­to­ri­ia) in einem 1‑tägigen Rap-Work­shop einen Song erar­bei­tet und ein Video dazu gedreht. Das Video kann man sich auf dem Ins­ta-Account der BFD anschau­en. In dem fol­gen­den Inter­view gibt uns Ben Boh­nert einen klei­nen Ein­blick in sein Leben und sei­ne Arbeit.

Wie bist du zum Rap, zum Sprech­ge­sang gekommen?

Alles begann in mei­ner Schul­zeit, ca. 1997, in Bre­men. Ich fand es sofort cool, als ich das ers­te Mal Rap gehört habe. Als Schlag­zeu­ger war ich schon ein biss­chen musi­ka­lisch und dann ging es auch recht schnell, dass ich und ein Kum­pel die Idee hat­ten, selbst Tex­te zu schrei­ben. Wir haben mit einem ana­lo­gen Schlag­zeug, mit einem Bass und mit irgend­wel­chen Instru­men­ten einen eige­nen Beat gebaut und das Gan­ze mit einem alten Vier-Spur-Kas­set­ten-Deck auf­ge­nom­men. So hat das Gan­ze dann irgend­wie im Kin­der­zim­mer begon­nen, bis wir dann eines Tages, ca. 1999, das ers­te Mal bei einer Hip-Hop-Jam auf der Büh­ne stan­den. Das war ein ech­ter Mei­len­stein und im Ver­gleich zu den ande­ren Rap­pern zum Teil frus­trie­rend, aber wir wur­den total ermu­tigt, wei­te­re Schrit­te zu gehen.

Hip-Hop? Rap? Was ist das eigentlich?

Rap ist ja in ers­ter Linie der Sprech­ge­sang. Also das rhyth­misch gespro­che­ne Wort auf einen Beat. Oder man kann auch sagen, Poe­sie auf Beats. Hip-Hop selbst beschreibt die Com­mu­ni­ty, die gan­ze Sze­ne. Also Hip-Hop ist Rap, Break­dance, DJ, Beat­box, Graf­fi­ti. Das sind so die gan­zen Berei­che, die Hip-Hop umfassen.

War­um, glaubst du, könn­te Hip-Hop sinn­voll für den Kon­text Schu­le sein?

Also ich fin­de Rap, Hip-Hop ist ja nach wie vor die welt­weit größ­te Kul­tur­be­we­gung und wird ein­fach von unheim­lich vie­len Leu­ten gehört. Rap ist ein Sprach­rohr und hat einen ziem­lich poli­ti­schen Cha­rak­ter. Rap hat sei­nen Ursprung im Get­to, in der Bronx, und war eine Stim­me von Leu­ten, die sozi­al einen ein­fa­chen Stand hat­ten. So wur­de Rap zu einer star­ken „Stim­me“, die über New York hin­aus in die Welt ging — eine Stim­me die es auch heu­te Jugend­li­chen ermög­licht sich aus­zu­drü­cken, sich mit­zu­tei­len — ver­knüpft mit einem Beat kön­nen sie ihre Emo­tio­nen in Form von Kunst, von Sprech­ge­sang, von Poe­sie in etwas völ­lig Neu­es verwandeln.

Wie ist dei­ne Per­spek­ti­ve als Schreib­the­ra­peut auf Rap?

In der Schreib­the­ra­pie geht es genau dar­um, dass man durch das Schrei­ben an die Din­ge her­an­kommt, die in jeman­dem ver­bor­gen sind, über die man viel­leicht ganz schwer spre­chen kann. Und ich mag die­sen Spruch, „In der Kunst ist das Herz frei.“ Im Schrei­ben fin­den wir Zugang zu unse­ren Gefüh­len, den wir viel­leicht beim Reden gar nicht so gut haben. Dar­in sehe ich ein­fach ein enor­mes Poten­zi­al, dass Jugend­li­che durch Poe­sie, Rap etwas zur „Spra­che“ brin­gen, was sonst nicht mög­lich wäre.

Wel­chen Impuls glaubst du, konn­test du in der BFD bei uns setzen?

Was mich gene­rell in Schul­klas­sen immer wie­der total begeis­tert ist zu sehen, wie sich die Kids aus­pro­bie­ren und ihre eige­ne Musi­ka­li­tät ent­de­cken. Zu beob­ach­ten wel­che Wer­te in den Schü­le­rin­nen schlum­mern, was für Ideen, Wün­sche oder Träu­me sie haben. Plötz­lich erle­ben Sie ja selbst was sie bewegt. Sie haben es auf­ge­nom­men, sie haben es auf dem Ohr. „Das habe ich geschrie­ben. Das kommt aus mir her­aus. Das ist ein Wert, den ich aus mir her­aus­ge­zo­gen habe.“ Und genau das habe ich eben bei

den Schü­lern der BFD auch gese­hen. Mit ihrem Rap „Gegen Gewalt im Netz“ haben sie etwas greif­bar und spür­bar gemacht. Und das ist für mich ein ganz wert­vol­ler Schatz.

Andre­as Lorenschat