Kör­per­be­hin­der­te erle­ben Berufsschule

Okt 2006

Ein Tag in der Carl-Hofer-Schule

Was macht man eigent­lich an einer Berufs­schu­le? Nach­dem die Berufs­welt immer mehr nur nach Erfolg und Gewinn strebt, ver­liert sie das Kli­en­tel der Behin­der­ten immer mehr aus dem Auge.

Im Jahr des Lebens mit Behin­de­run­gen wird es Zeit, gera­de in den Berei­chen, wo Behin­der­te immer mehr ins Abseits gedrängt wer­den, wie­der dage­gen zu wir­ken. Aus die­sem Grund initi­ier­te die Reli­gi­ons­klas­se des 1. Aus­bil­dungs­jah­res der Foto­gra­fen eine zar­te Part­ner­schaft mit der 6. Klas­se der Schu­le für Kör­per­be­hin­der­te in Langensteinbach.

Im Mai waren die Foto­gra­fen in Lan­gen­stein­bach zu Besuch und erleb­ten dort einen Tag, der ihnen unver­gess­lich blieb. Der Gegen­be­such der Kin­der und Jugend­li­chen wur­de mit freu­di­ger Span­nung erwar­tet und detail­liert vor­be­rei­tet. Die Schü­ler konn­ten an die­sem Tag in die Berufs­schul­wel­ten Flo­ris­tik und Gärt­ne­rei hin­ein schnup­pern und in den Berei­chen Far­be, Metall und Holz ein­fa­che Grund­fä­hig­kei­ten sehen, ken­nen­ler­nen und je nach kör­per­li­cher Beein­träch­ti­gung sel­ber ausprobieren.

Lena, Dario, Kim, Simo­ne und Fabi­an lern­ten Holz­ar­ten ken­nen und bear­bei­te­ten ein Stück zu ein­em­Schlüs­sel­an­hän­ger. In Herrn Schu­berts Werk­statt wur­den selbst­ver­ständ­lich auch die von den Berufs­schü­lern ange­fer­tig­ten Holz­ar­bei­ten bewun­dert. Okan, Domi­nik und Ste­phan hat­ten viel Spaß, als sie mit dem Metall­fach­leh­rer Herr Krump einen Hexen­schlüs­sel anfer­tig­ten, wobei sie Metall ver­bo­gen und Löt­ar­bei­ten ver­rich­te­ten. Vor allem die Unfä­hig­keit der erwach­se­nen Schü­ler und Leh­rer die fer­ti­gen Hexen­schlüs­sel zu hand­ha­ben, sorg­te für viel Ver­gnü­gen. Im Bereich Far­be wur­den mit Herr Schulz Aqua­rell­kar­ten gefer­tigt und Ste­phan, Fabi­an und San­dro erfuh­ren eini­ges über Far­ben im Allgemeinen.

Eigen­schaf­ten, Gerü­che und Gefüh­le, die ver­schie­de­ne Blu­men und Kräu­ter haben, ent­deck­ten Susan­ne, Mona, Kim und Simo­ne bei Frau Decker. Sie nah­men dort die ver­schie­de­nen Pflan­zen wahr, wie es den meis­ten Men­schen nor­ma­ler­wei­se ihr gan­zes Leben ver­sagt bleibt, oder wer hat sich schon ein­mal mit dem Stiel einer Son­nen­blu­me so inten­siv beschäf­tigt, dass er auch weiß, wel­che Funk­tio­nen die­ser erfüllt? Im Gewächs­haus von Herrn Wicken­häu­ser erleb­ten die Kin­der dann fast die gan­ze Palet­te eines Zier­pflan­zen­gärt­ners. Beson­ders viel Ver­gnü­gen mach­te das Aus­pro­bie­ren der Spren­kel- und der Ver­dun­ke­lungs­an­la­ge. Dario topf­te eine Pflan­ze nach der ande­ren ein und um, wäh­rend Fabi­an und Simo­ne den Pflan­zen je nach Tro­cken­heit immer wie­der Was­ser gönnten.

Vie­le Fra­gen pras­sel­ten auf die Fach­leh­rer nie­der, wel­che die­se natür­lich sehr ger­ne beant­wor­te­ten, vor allem weil sich im nor­ma­len Berufs­schul­all­tag ja doch immer wie­der Schü­ler fin­den, die sogar zum Fra­gen ani­miert wer­den müssen.

Die Foto­gra­fen­klas­se, die die Sechst­kläss­ler den gan­zen Tag beglei­te­ten, foto­gra­fier­ten natür­lich viel, infor­mier­ten aber auch über ihre Berufs­welt. Beson­ders her­aus­zu­he­ben war aber, dass sie sich rüh­rend und wun­der­bar umsich­tig um die Kin­der geküm­mert haben. Die jewei­lig zuge­ord­ne­ten Part­ner ver­stan­den sich auf Anhieb und so wur­de das Erleb­nis Berufs­schu­le für die einen und das Erleb­nis hin­der­li­che Lebens­wei­se für die ande­ren ein vol­ler Erfolg, der nach Wie­der­ho­lung verlangt.

Da in der CHS noch ande­re Beru­fe aus­ge­bil­det wer­den, soll­te dem nichts im Wege ste­hen. Kein Wun­der, dass auf die Fra­ge „Wann kommt Ihr wie­der?”, gestellt von der Reli­gi­ons­leh­re­rin Frau Bus­ath, die den Tag feder­füh­rend gestal­te­te, alle laut­hals „Mor­gen” schrie­en. Auch die Leh­rer von Lan­gen­stein­bach, ange­führt von der Klas­sen­leh­re­rin Frau Pau­scher waren begeis­tert, wel­che Mög­lich­kei­ten es für ihre Schü­ler in der Berufs­welt doch geben wür­de, wenn die Berufs­welt ihre Fähig­kei­ten end­lich wahr­näh­me. Viel­leicht bekom­men ande­re Berufs­schu­len ja auch Lust ihre All­tags­welt durch so eine Initia­ti­ve ein­mal umzu­ge­stal­ten und dadurch zu einer neu­en Per­spek­ti­ve zu gelan­gen. Wün­schens­wert wäre es auf jeden Fall.