„Sehn… bezie­hungs­wei­se …Sucht“

Nov 2019

In der Reha­kli­nik Frei­ols­heim ent­wi­ckel­ten Sucht­kran­ke ein Thea­ter­stück für Schulen.

Im Herbst waren eini­ge Klas­sen bei einer beson­de­ren Prä­ven­ti­ons- Ver­an­stal­tung in Karls­ru­he. Die Schau­spie­ler des Thea­ter­stücks „Sehn… bezie­hungs­wei­se …Sucht“ sind alle aus der Reha­kli­nik Frei­ols­heim, ent­we­der als Pati­en­ten oder auch als Mitarbeiter.

Die Reha­kli­nik Frei­ols­heim ist für dro­gen- und mehr­fach­ab­hän­gi­ge Frau­en und Män­ner ab dem voll­ende­ten 18. Lebens­jahr. Dort wird ihnen gezeigt, dass und wie man auch ohne Dro­gen leben kann. Durch The­ra­pien und einen streng gere­gel­ten Tages­ab­lauf ler­nen sie, sich wie­der an Regeln zu hal­ten. Denn wer sich dort nicht an die Regeln hält, bekommt Sank­ti­ons­stun­den oder ande­re Stra­fen. Die Schau­spie­ler sag­ten jedoch, dass die bes­te The­ra­pie außer­halb der The­ra­pie­stun­den statt­fin­det. Der Umgang mit Men­schen, die oft das Glei­che oder etwas Ähn­li­ches durch­ge­macht haben, hilft den meis­ten Pati­en­ten dort sehr.

Eini­ge von ihnen haben sich nun getraut, in dem dies­jäh­ri­gen Thea­ter­stück mit­zu­spie­len und dort auch einen Teil ihrer eige­nen Lebens­er­fah­rung hineinzubringen.

Das Thea­ter­stück han­del­te so gut wie nur von den Anfän­gen, dem Hin­ein­rut­schen in eine Sucht. In einer Sze­ne wur­de das Publi­kum teil­wei­se auf die Büh­ne gezo­gen. Die ein­zel­nen Per­so­nen wur­den ein­fach in eine Grup­pe Tan­zen­der gestellt. Es gab kei­nen ein­zi­gen, der nicht ver­sucht hat, mit­zu­tan­zen, denn kei­ner woll­te der ein­zi­ge sein, der da oben stand und nicht mit­mach­te. Damit kann man ganz ein­fach auch das Ver­hal­ten eines Dro­gen­süch­ti­gen ver­glei­chen. Von der „nor­ma­len“ Gesell­schaft füh­len sie sich nicht akzep­tiert und in der „ande­ren“ Gesell­schaft wol­len sie nicht auch noch als Außen­sei­ter daste­hen und des­halb machen sie mit.

Nach dem Stück gab es eine Podi­ums­dis­kus­si­on, bei der die Schau­spie­ler eine Stun­de lang Fra­gen des Publi­kums zu ihrem Leben, ihren Erfah­run­gen mit Dro­gen, den Aus­wir­kun­gen und den Fol­gen beant­wor­te­ten. Die Schau­spie­ler gin­gen auf jede ein­zel­ne Fra­ge ein und gaben uns ehr­li­che Ant­wor­ten. Das war ziem­lich mutig, denn es ist sicher nicht ein­fach, mit einem Hau­fen Schü­ler über die eige­ne Ver­gan­gen­heit zu reden. Sie erzähl­ten über ihre schlimms­ten Erfah­run­gen, über den dama­li­gen All­tag, der dar­aus bestand, sich nur noch auf die Dro­gen zu fokussieren.

Die Pati­en­ten spra­chen auch dar­über, was ihnen alles fehl­te und was es ihnen noch schwe­rer mach­te, den Dro­gen zu wider­ste­hen. Sie sehn­ten sich nach Aner­ken­nung, Respekt und der Auf­merk­sam­keit ande­rer. Ein Schau­spie­ler sag­te, schlim­me Din­ge aus der Kind­heit kann man mit Dro­gen ver­drän­gen. Sie wün­schen sich ein­fach Lie­be und Gebor­gen­heit. Sie ent­wi­ckeln eine rich­ti­ge Sehn­sucht danach. Vor die­sen Gefüh­len haben sie irgend­wann Angst und mit ihren Dro­gen flie­hen sie. Doch wie­der her­aus­zu­kom­men, ist unglaub­lich schwer. Das sag­ten sie uns alle.

Wir fan­den das Thea­ter­stück sehr gut und wür­den auf jeden Fall emp­feh­len, auch mit ande­ren Klas­sen das Stück anzusehen.

Sara Lagen­stein, Ele­na Sprin­ger (1BK2T)